Im interdisziplinär ausgerichteten Internationalen DFG-Graduiertenkolleg „Baltic Peripeties. Narratives of Reformations, Revolutions and Catastrophes“ an der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald sind vorbehaltlich der Mittelbereitstellung voraussichtlich ab 01.04.2024 befristet bis zum 30.09.2025 zehn Promotionsstellen als teilzeitbeschäftigte*r ( 65 v. H.)
wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in
zu besetzen. Die Vergütung erfolgt nach Entgeltgruppe 13 TV-L Wissenschaft. Es besteht die Möglichkeit einer Verlängerung um weitere 1,5 Jahre, vorbehaltlich der Mittelbewilligung durch die DFG.
Projektbeschreibung:
Das Internationale DFG-Graduiertenkolleg (IGK) „Baltic Peripeties“ untersucht Erzählungen und narrative Konstruktionen des Ostseeraums. Der an der Universität Greifswald, der NTNU Trondheim und der Universität Tartu angesiedelte Verbund bringt dabei Geschichtswissenschaften, Linguistik, Literatur- und Medienwissenschaften, Philosophie und Politikwissenschaft zusammen. Ausgehend vom Konzept der ‚Peripetie‘ befasst sich das IGK derzeit u.a. mit politischen Wendepunkten und Krisen, den Auswirkungen von Krieg und Pandemie auf den Ostseeraum, sowie mit Naturereignissen wie Sturmfluten.
Als eine Kategorie narrativer Sinnbildung wurde der Begriff ‚Peripetie‘ erstmals in Aristoteles‘ Poetik verwendet. Dort bezeichnet er den Wendepunkt in einer Handlung, an dem deutlich wird, dass das Erwartete nicht eintreten wird. Das IGK nutzt dieses Konzept narrativer Eskalation, um zu erforschen, inwiefern Wendepunkte und die damit verbundenen Erwartungsbrüche die Region des Ostseeraums strukturell geprägt haben und – auch gegenwärtig – neu formieren.
Wir gehen davon aus, dass ‚Regionen‘ keine geografischen Tatsachen, sondern konstruiert sind – durch global und lokal zirkulierende Narrative ebenso wie durch geteilte (oder umstrittene) Werte, Normen und Sichtweisen. Durch die Offenlegung verdeckter Vorannahmen und latenter Narrative lassen sich großflächige Erwartungsbrüche, wie sie mit Reformen, Revolutionen oder Naturkatastrophen einhergehen, auf ihre epistemologische Relevanz hin befragen: Was war es, das wir erwarten zu können glaubten? Wie verhalten sich unterschiedliche Erwartungshaltungen zueinander? Inwiefern tragen Wendepunkte, einschneidende Ereignisse und Umbrüche dazu bei, dass überhaupt erzählt wird?
Wir begrüßen insbesondere Dissertationsvorhaben mit einem Schwerpunkt auf dem Ostseeraum und angrenzenden Gebieten wie dem Atlantik oder der Arktis, die sich mit den folgenden Themenbereichen befassen, ohne jedoch auf diese beschränkt zu sein:
- Erwartungsbrüche in überregionaler Perspektive, z. B. in Hinblick auf gesellschaftliche Überzeugungen, literarische Utopien oder angestrebte politische Neutralität
- Alltagserwartungen, z. B. in Reformbewegungen oder regionalen Hofkulturen, mit Blick auf militärische Bündnisse oder den Wohlfahrtsstaat
- Narrative Eskalationen, z. B. in Gewalterzählungen im Nachgang der „Wende“ oder in (religiösen) Hassdiskursen
- Widerstreitende Darstellungen von Schlüsselereignissen in strategischen Narrativen, (post-)kolonialen Diskursen und indigenen Erzählungen
Die interdisziplinäre Expertise des IGKs ist einzigartig: An der Universität Greifswald untersuchen die geschichtswissenschaftlichen Fächer die vielfältigen Vergangenheiten des Ostseeraums vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart. Die Bereiche Neuere deutsche Literatur, Baltistik, Fennistik, Skandinavistik, Slawistik und Ukrainische Kulturwissenschaft bringen literaturhistorische, diskurslinguistische, narratologische und kulturwissenschaftliche Perspektiven ein, Politikwissenschaft und Praktische Philosophie empirische und konzeptionelle Grundlagenarbeit. Die NTNU Trondheim und die Universität Tartu ergänzen diese Ansätze durch langjährige Forschungserfahrung auf den Gebieten der Literaturwissenschaft, Übersetzungs- und Medienwissenschaften, Kulturwissenschaften und Semiotik, sowie Ethnologie und Religionswissenschaft.
Doktorand*innen profitieren von einem strukturierten Qualifizierungsprogramm sowie trinationalen Workshops und Konferenzen in Greifswald, Trondheim und Tartu, die den Erwerb von vertieftem Fachwissen über den Ostseeraum fördern und zentrale überfachliche und interkulturelle Kompetenzen vermitteln.
Auf unserer Webseite finden Sie weitere Informationen über das Forschungs- und Qualifizierungsprogramm (https://peripeties.uni-greifswald.de) und mögliche Beispielthemen (https://peri